Das Projekt Archäologische Prospektion oberösterreichischer Pfahlbauten
Unter der Wasseroberfläche der oberösterreichischen Seen Mondsee und Attersee verbergen sich archäologisch und kulturgeschichtlich spannende Zeugnisse in Form von versunkenen Objekten und den Siedlungsspuren neolithischer und bronzezeitlicher Pfahlbauten. Während an einigen Stellen noch Reste von Holzpfählen im Flachwasser über dem Seegrund sichtbar sind, zeugen andernorts Ablagerungen von vorgeschichtlicher Siedlungen im Wasser.
Der Seegrund von Attersee und Mondsee ist zur Zeit nur sehr grob kartiert: es existieren lediglich Tiefenlinien von 10m bis 5m Tiefengenauigkeit. Neueste Sonartechnologie ermöglicht heute die Vermessung und Kartierung des Seegrundes mit Zentimetergenauigkeit, sowie das dreidimensionale Abbilden von Sedimentschichten und Strukturen im Seeuntergrund.
Zerstörungsfreie geophysikalische archäologische Prospektionsmethoden erlauben die effiziente detaillierte archäologische Untersuchung großer Bereiche. Während an Land motorisierte Magnetometer- und Bodenradarsysteme zum Einsatz kommen, können unter Wasser verschiedene akustische Sonarmethoden eingesetzt werden für eine detaillierte Vermessung des Seebodens wie auch von Strukturen darüber und darunter. Es wurde zunächst ein Konzept entwickelt, welches ein optimales Messsystem für die hochauflösende archäologische Prospektion von Flachwasserbereichen beschreibt. Mit Hilfe mehrerer Partner wurde anschliessend die Finanzierung für eine in Zentraleuropa einmalige Forschungsinfrastruktur aufgestellt und realisiert.
Neueste Sonar- und Vermessungstechnologie wurde auf einem geeigneten Forschungsboot integriert und wird im Zeitraum 2018-2020 zur detaillierten Untersuchung des Mondsees und Attersees zum Einsatz kommen. Ziel des Projektes ist die Erstellung genauer Karten des Seegrundes sowie die Detektion von auf dem Seegrund befindlichen Objekten und Strukturen. Des weitern soll die dreidimensionale Vermessung des Seeuntergrundes im Bereich der Pfahlbausiedlungen neue Erkenntnisse über den Erhaltungszustand wie auch die Struktur dieser Welterbestätten generieren. Neben archäologischen Erkenntnissen werden die Untersuchungen auch aus geologischer Sicht interessante Ergebnisse liefern. Das Potential für den Einsatz der Technik ist groß und verspricht viele spannende Funde, neue Forschungsergebnisse und Erkenntnisse über die Seen und ihre Geschichte.
Der Plan sieht zunächst die bathymetrische Vermessung des Mondsees vor (Frühjahr/Sommer 2018), gefolgt von der bathymetrischen Kartierung des Attersees (Herbst/Winter 2018). Anschliessend werden 2019 mit dem Sedimentsonar die Pfahlbaustätten dreidimensional vermessen, und 2D Profile zur Erkundung des Seeuntergrundes erfasst. Die Daten werden bearbeitet, visualisiert, interdisziplinär interpretiert und anschliessend sowohl wissenschaftlich wie auch populärwissenschaftlich publiziert werden.